Vermisst du eigentlich was?

Geht das schon wieder los…

Persönliche Gedanken

Ich stehe mal wieder kurz vor dem Abflug und 12 Wochen Uganda. Wie schon oft wurde ich gefragt, ob ich Deutschland vermisse, ob ich Menschen und Kultur vermisse, unser Essen, unsere Jahreszeiten und unser Klopapier?

Na klar vermisse ich so so viel und frage mich immer mal wieder, warum ich gehen muss. Ich bin eingebunden in eine wunderbare Familie und einen großartigen Freundeskreis, meine Arbeitgeber sind ein Traum und lassen mich kommen und gehen. Wo gibt es das schon? Ich liebe mein deutsches Leben und bin sehr glücklich! Ich habe einen festen Arbeitspltz und arbeite zusätzlich als freie Dozentin, besser gehts doch nicht!

Ich vermisse das Glockengeläut von unserem Dom, ich vermisse die wunderschönen Bepflanzungen in unseren städtischen Anlagen rund um die Quelle der Pader. Natürlich auch die Pader selbst, die zwar kurz, aber eindrucksvoll an unterschiedlichen Stellen der Stadt zum Vorschein kommt. Wir können hier mit dem Rad fahren oder mit dem Bus, der Nahverkehr funktioniert. Was ist das für ein Schatz? Wenn es regnet, setze ich mich anstatt aufs Rad einfach in den nächsten Bus um zur Arbeit zu kommen.

Ich gehe um die Ecke in einen Supermarkt oder meinem Lieblingsdrogeriemarkt einkaufen, dort bekomme ich was mein Herz begehrt und was ich tatsächlich in Uganda vermisse:

Toilettenpapier, fest und mehrlagig ( gibt es teuer in Kampala, in Jinja eher mäßig von der Qualität)

Käse, Kräutertee, Mehl, Joghurt – alles bio

Putzmittel, Waschmittel, Lappen, Schwämme, Servietten – mehrmals nutzbar, nicht zuviel Chemie

2x wöchentlich kann ich BIO auf dem Markt einkaufen

Ich vermisse das Theater und die Möglichkeit sich am Wochenende für ein Event zu entscheiden. Gehe ich zur Ü30 oder schaue ich mir Kleinkunst an, treffe ich Leute und bekoche sie oder will ich Sonntag nach Bonn ins Museum fahren?

Die Liste ist lang und all das ist keine Selbstverständlichkeit. Es ist ein Schatz und mit großer Dankbarkeit denke ich oft: Wie gut, dass ich in diesem sicheren Land geboren bin, wie gut für mich als Frau und meine Tochter, wie gut so frei entscheiden zu dürfen, wohin mein Leben, unser Leben führen soll und kann und darf.

ABER ich muss gehen. Mit aller Konsequenz verfolge ich meinen Lebenstraum und bin tatsächlich am Ziel. Nicht nur, dass ich denke, Kinder haben in aller Welt das Recht auf gute Bildung. Das erfüllen wir mittlerweile seit fast 10 Jahren und sponsern nun 36 Kinder, haben ein Waisenhaus gebaut und sorgen für deren gesundheit. Nein, ich denke auch, Menschen haben ein Recht auf Arbeit, ihre Zukunft zu planen und Ideen für das Leben zu entwickeln. Nicht nur von einem Tag zum nächsten planen, sondern schauen, wo könnte ich Ende des Jahres stehen, was für eine Perspektive kann die Familie haben und kann ich mir jemals ein kleines Haus bauen, einen Garten pachten, Hühner züchten oder einen Shop eröffnen. All das ist nur mit unserer Unterstützung in Uganda möglich.

UND deshalb muss ich dahin!

 

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